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KAPITEL 2 (TEIL 2)

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Ergebnisse einer True Motion Umfrage unter Läufer*innen.

MITTELSOHLEN-TECHNOLOGIEN AUF DEM PRÜFSTAND:

WELCHE WÜNSCHE WERDEN WIRKLICH ERFÜLLT?

Neutral, Support, Rocker und U-TECH™: Alle vier Mittelsohlentechnologien sollen Läufern und Läuferinnen dabei helfen, ihre Läufe besser, komfortabler oder gesünder zu machen – mit Stützen, Karbonplatten, maximaler Dämpfung, minimaler Dämpfung oder einer Hufeisenform. Verschiedene Ideen für die unterschiedlichsten Ansprüche. Welche Technologie hilft, meine individuellen Wünsche zu erfüllen? Studien aus der ganzen Welt liefern faszinierende Ergebnisse.

Seit dem Laufboom der 1980er-Jahre ist das Laufen für viele Sportler*innen zur Lieblingsfreizeitbeschäftigung geworden. Egal wann, egal wo. Das Laufen ist flexibel in jeden Alltag integrierbar – am Morgen vor dem Frühstück, in der Mittagspause, im Feierabend. Schnell in die Laufschuhe schlüpfen und loslaufen. Denkbar einfach, oder?

Leider ist die Antwort nicht selten: Es geht nicht. Zu oft halten uns Laufverletzungen von unserem nächsten Lauf ab. 50 % aller Läufer*innen in Deutschland sind aktuellen Studien zufolge mindestens einmal im Jahr verletzt – und müssen deswegen eine Pause einlegen.[1] Und das, obwohl bereits seit Jahrzehnten analysiert, geforscht und getestet wird. Im Fokus vieler Studien steht die Funktionsweise der Laufschuhe. Oder genauer gesagt: die unterschiedlichen Mittelsohlentechnologien – heutzutage unterteilt in Neutral, Support, Rocker und U-TECH™ (Kapitel 2, Teil 1: Warum es verschiedenen Mittelsohlentechnologien gibt).

Vier verschiedene Technologien – jede mit ihrem eigenen Ansatz, unser Lauferlebnis zu verbessern. Komfortableres Laufen, korrigierter Bewegungsablauf, schnellere Zeiten, Verletzungsreduktion – der Fokus variiert. Die Ideen sind verschieden.

AUF DER SUCHE NACH STABILITÄT UND KORREKTUR

Seit den 1990er-Jahren sind Stabilschuhe eine etablierte Kategorie im Laufschuhsortiment. Die Grundidee dahinter: das Nachinnenknicken des Fußgewölbes – die sogenannte Pronation – zu verhindern und damit Laufverletzungen zu reduzieren. Ein solches Nachinnenknicken, bedingt durch eine Rückfußeversion, sieht auf den ersten Blick schmerzhaft, gefährlich und unnatürlich aus. Um dem entgegenzuwirken, wurden Keile aus hartem, nicht flexiblem Material an der Innenseite der Mittelsohle verbaut, die sogenannten Stützen. Auf diese Weise gelang es, einer Überpronation des Fußes entgegenzuwirken.

Von außen betrachtet ist es also eine Korrektur des Bewegungsablaufes. Aber ist es wirklich so einfach? Nicht ganz.

Der erhoffte Rückgang der Verletzungshäufigkeit von Läufern und Läuferinnen, die mit pronationsgestützten Laufschuhen liefen, blieb aus. Wissenschaftlich konnte bisher kein Zusammenhang zwischen einer Rückfußeversion und Laufverletzungen gefunden werden.

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Fotos: Shutterstock.com

Ganz im Gegenteil. Pronation ist völlig normal, so wie das Atmen, und Teil unserer natürlichen Bewegungsdynamik. Nur dank der natürlichen Pronation gelingt es uns, auf unebenen Untergründen zu laufen, die Stöße auf unsere Füße während des Auftretens zu dämpfen und Energie für den darauffolgenden Abstoß zu speichern.

Eine einjährige, prospektive Studie mit 927 Teilnehmenden zeigte sogar, dass Läufer*innen mit pronierten Füßen weniger Laufverletzungen aufwiesen als Läufer*innen, deren Rückfuß gerade steht.[2]

Zunächst schienen pronationsgestützte Laufschuhe also genau den Zweck zu erfüllen, für den sie entwickelt wurden – die Läufer*innen knickten nicht mehr ein. Der Rückschluss, dass dies zu weniger Laufverletzungen führen müsse, erwies sich allerdings als falsch. Ein positiver Einfluss von Stabilschuhen auf die Häufigkeit von Laufverletzungen konnte wissenschaftlich nie festgestellt werden.

Ein anderer Ansatz musste her.

KOMFORT OHNE EINGRENZUNGEN

Den Fuß in seiner Bewegung einzugrenzen war demnach nicht die Lösung. Parallel etablierte sich der Begriff der „Neutralschuhe“ – für alle Laufschuhe, in denen keine Pronationsstütze verbaut wurde. Der Fokus lag hierbei vorrangig auf dem Komfort. Ein weiches, angenehmes Laufgefühl für die Läufer*innen sollte her. Mit verbesserten Dämpfungseigenschaften.

Etwas, das Läufer*innen nur genießen können, wenn sie auch wirklich laufen. Eine Voraussetzung dafür: Verletzungsfreiheit. Aus wissenschaftlicher Sicht konnte bisher allerdings keine Studie zeigen, dass neutrale, gedämpfte Laufschuhe einen positiven Einfluss auf die Verletzungsreduktion bei Läufern und Läuferinnen haben. Vielmehr wurde festgestellt, dass mehr Komfort nicht gleichbedeutend mit weniger Belastung ist. Wie eine Studie zu gedämpften Laufschuhen zeigte, ist die Aufprallbelastung, die auf den menschlichen Körper beim Auftreten auf den Boden wirkt, in besonders stark gedämpften Laufschuhen höher als in herkömmlichen, weniger gedämpften Laufschuhen.[3] Das wiederum war auch gar nicht das Ziel der gedämpften Neutralschuhe. Sie sollten den Komfort erhöhen. Und das wurde erreicht.

Dass die Verletzungsminimierung unter Läuferinnen und Läufern nun nicht mehr maßgeblich für die Entwicklung neuer Technologien war, sondern andere Parameter in den Vordergrund rückten, zeigte sich auch in den Folgejahren.

FÜR SCHNELLERE ZEITEN UND ANGENEHMES BERGABLAUFEN

Mitte der 2010er-Jahre waren viele Athleten und Athletinnen darauf aus, sich zu verbessern. Und das vor allem im Lauf gegen die Zeit. Viele Läufer*innen wollten schneller werden, neue Bestzeiten aufstellen und an die eigenen Leistungsgrenzen gehen. Der Performance-Gedanke hielt Einzug. Für die Laufschuhforschung stand fest: Laufschuhe müssen schneller werden.

Gesagt, getan. Die Rocker-Technologie war geboren.

Eine abgerundete, konvex geformte Mittelsohle etablierte sich im Laufschuhmarkt. Schuhe mit solch einer Konstruktion erleichtern zum einen das Bergablaufen. Eine echte Innovation für die immer größer werdende Anzahl an Trail-Läuferinnen und -Läufern.

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Stücke einer Karbonplatte (schwarz) und einer Nylonplatte (gelb), die in Laufschuhen mit Rocker-Technologie verbaut werden.

Zum anderen ermöglicht die Rocker-Technologie das Laufen in Schuhen mit Karbonplatte. Dies ist eine steife Mittelsohlenkomponente, die entwickelt wurde, um die Leistung der Läufer*innen zu steigern. Mit Blick auf die Laufeffizienz ein Erfolg, wie es zunächst schien. Studien zufolge wird der Energieverlust in Schuhen mit Karbonplatte im Vergleich zu konventionellen Sohlentechnologien um bis zu 4 % reduziert.[4, 5] Ein biomechanisches Experiment widersprach diesen Ergebnissen allerdings, indem es die Energieeinsparung auf die verformbaren, energieabsorbierenden Schäume der Mittelsohle zurückführte.[6] Die Karbonplatte als solche hat also vielmehr einen psychologischen Effekt. Der Schaum und die Bauweise sind entscheidend.

Darüber hinaus beschäftigten sich verschiedene Studien mit den Auswirkungen der Rocker-Technologie auf die körperliche Belastung der Läufer*innen. Das Ergebnis: Laufen in Rocker-Schuhen führt zu einer geringeren Belastung der Achillessehne, zeitgleich steigt allerdings die Belastung für das Knie.[7]

Inwieweit diese Belastungen und damit die Rocker-Technologie einen direkten Einfluss auf die Verletzungshäufigkeit von Läufern und Läuferinnen haben, konnte wissenschaftlich lange Zeit nicht nachgewiesen werden. Bis jetzt. In einer aktuellen Studie wurde die Verletzungshäufigkeit von 1 700 Läufern und Läuferinnen über einen Zeitraum von einem Jahr untersucht und dabei nach den Mittesohlentechnologien Rocker, Neutral, Support und U-TECH™ unterschieden. [1]

RUN BETTER RESEARCH STUDY – VERLETZUNGEN NACHWEISLICH REDUZIEREN

Damit ist die RBRS eine bis dato in ihrem Umfang einzigartige Studie zur Verletzungshäufigkeit unter Läuferinnen und Läufern. Die ersten Ergebnisse zeigen: Das Alter, die Körpergröße, die Laufdistanz sowie die Anzahl der Trainingseinheiten haben keinen direkten Einfluss auf das Auftreten von Laufverletzungen. Der dominierende Risikofaktor ist die Sohlentechnologie. Damit steht fest: Die Wahl der Laufschuhtechnologie kann darüber entscheiden, wie und wo wir uns verletzen.

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WENIGER VERLETZUNGEN, MEHR KOMFORT – LAUFEN, WANN UND WO IMMER WIR WOLLEN

Verletzungen zu reduzieren ohne dabei den Komfort zu vernachlässigen war der Grundgedanke bei der Entwicklung der 2019 vorgestellten patentierten U-TECH™ Technologie. Bis dahin: eine Seltenheit. Zuvor nämlich hatte der Fokus der Laufschuhentwicklung immer nur auf einem der beiden Aspekte gelegen: Komfort bieten oder Verletzungen reduzieren. Die U-TECH™ Technologie versucht, beide Welten zu vereinen.

So orientiert sich U-TECH™ an unserem natürlichen Bewegungsablauf und unserer Biologie. Eine U-förmige Mittelsohle im Rückfußbereich ermöglicht es der Ferse, während des Abrollvorgangs in die dafür vorgesehene Aussparung einzutauchen. Die dabei auftretenden Kräfte werden zentriert, sie laufen also wie von der Natur vorgesehen mittig durch unseren Körper. Auf diese Weise können Drehkräfte unschädlich gemacht werden. Das Ergebnis: Das externe Adduktionsmoment am Knie (EAM) wird im Vergleich zu anderen Technologien signifikant reduziert. Dieser Effekt konnte in  biomechanischen Studien nachgewiesen werden. [8, 1] Das ist wichtig, denn insbesondere für die Entwicklung von Knieverletzungen ist die Ausprägung des EAM ein mitentscheidender Risikofaktor.[10]

Randomisierte Wahrnehmungsstudien am IFD Cologne deuten zudem darauf hin, dass Läufer*innen das Laufen in Schuhen mit U-TECH™ als überdurchschnittlich komfortabel wahrnehmen. Ein Indiz dafür, dass sich Komfort und Verletzungsreduktion nicht gegenseitig ausschließen müssen.

Komfort – für viele Läufer*innen ein zentraler Begriff, wenn es darum geht, den idealen Laufschuh zu beschreiben. Erfahre ab dem 30. Mai in Kapitel 3 unseres Run Better Projects, was Komfort eigentlich bedeutet, wie Laufschuhbauer Komfort in Mittelsohlen einpflanzen, wie sich Komfort beim Laufen anfühlt und wie komfortable Laufschuhe Einfluss auf die Regeneration haben können.

LITERATUR

KAPITEL 2 (TEIL 2)

[1] Hensen, N. (2023). Run Better Research Study 2022: Wie Laufschuhe das Verletzungsrisiko beeinflussen. LÄUFT. Magazin von LAUFEN.de. Winter 2023, 50–51.

[2] Nielsen, R. O., Buist, I., Parner, E. T., Nohr, E. A., Sorensen, H., Lind, M., Rasmussen, S. (2013). Predictors of running-related injuries among 930 novice runners: A 1-year prospective follow-up study. Orthopaedic Journal of Sports Medicine 1(1), 316 pp.

[3] Kulmala, J. P., Kosonen, J., Nurminen, J., Avela, J. (2018). Running in highly cushioned shoes increases leg stiffness and amplifies impact loading. Scientific reports, 8(1), 1–7.

[4] Hoogkamer, W., Kipp, S., Frank, J. H., Farina, E. M., Luo, G., Kram, R. (2018). A comparison of the energetic cost of running in marathon racing shoes. Journal of Sports Medicine 48, 1009-1019.

[5] Whiting, C. S., Hoogkamer, W., Kram, R. (2022). Metabolic cost of level, uphill, and downhill running in highly cushioned shoes with carbon-fiber plates. Journal of Sport and Health Science 11, 303–308.

[6] Healey, L. A., Hoogkamer, W. (2022). Longitudinal bending stiffness does not affect running economy in Nike Vaperfly Shoes. Journal of Sport and Health Science 11, 285–292.

[7] Sobhani, S., van den Heuvel, E. R., Dekker, R., Postema, K., Kluitenberg, B., Bredeweg, S. W., Hijmans, J. M. (2017). Biomechanics of running with rocker shoes. Journal of science and medicine in sport, 20(1), 38–44.

[8] Brüggemann, G.-P., Hirschhäuser, E., Esser, T. (2020). Die Biomechanik des Laufens mit unterschiedlichen Sohlentechnologien. Orthopädieschuhtechnik, 07/08/2020, 30–37.

[9] Willwacher, S., Kurz, M., Robbin, J., Thelen, M., Hamill, J., Kelly, L., Mai., P. (2022). Running-related biomechanical risk factors for overuse injuries in distance runners: A systematic review considering injury specificity and the potential for future research. Sports Medicine 52, 1863–1877.

KAPITEL 3 (TEIL 1) ________

WAS UNSERE LAUFSCHUHE WIRKLICH KOMFORTABEL MACHT

Der erste Eindruck, das erste Mal, wenn wir einen Schuh anziehen, ist das, was wirklich zählt. Kurz gesagt: Komfort. Aber Komfort ist subjektiv, schwer zu messen und hängt von uns persönlich ab.

→ KAPITEL 3 LESEN (30. MAI)

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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG:

WISSENSCHAFTLICH VALIDIERTE TECHNOLOGIEN

Unsere Technologie ist zu nahezu 100 % aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und biomechanischer Forschung abgeleitet. Maßgeblich verantwortlich dafür ist Prof. Dr. Gert-Peter Brüggemann, jahrzehntelanger Leiter des Instituts für Biomechanik und Orthopädie an der Deutschen Sporthochschule Köln. In den vergangenen 25 Jahren war er Teil zahlreicher innovativer Laufschuhentwicklungen – und damit gefragter Experte bei den Giganten der Branche.

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